Bibbern in Lappland in gigantischer Natur

Foto: Pixababy.com
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Mit einem Ruck dreht sich das rote Pelzgesicht um und die blauen Husky-Augen schauen erwartungsvoll den Schlittenlenker (Musher) an: Spätestens jetzt heißt es für den Musher: Schluss mit dem sich Chauffieren lassen, runter vom Schlitten und mitschieiben. Denn mit diesem Blick kommuniziert der Leithund, dass das Gespann die Hilfe des Mushers braucht - er muss den Schlitten mit anschieben.

 

Aber Achtung: Springen Sie schnell zurück auf die Kufen, bevor die Fahrt wieder schneller wird. Denn geben die Hunde wieder Gas, kommt man kaum noch hinterher und könnte stürzen.

 

150 Alaskan Huskys warten im "Guesthouse Husky" in der Nähe vom Städtchen Ivalo im nördlichen Lappland auf "Musha-Urlauber" (www.guesthousehusky.fi).

 

Die Touren mit je sechs Hunden pro Schlitten sind verschieden lang - von wenigen Kilometern bis zu mehreren Tagen. Von Ende Oktober bis Mitte April ist Saison.

 

Und so eine Tour ist gigantisch für Menschen und Tier.

Denn während die Hunde voller Enthusiasmus den Schlitten ziehen, kann der Musher in vollen Zügen diese glasklare, herrliche Luft, diese tief verschneite, weite Landschaft samt dem rosa, lila und bläulich gefärbten Himmel genießen.

"Mit Glück sieht man Schneehühner, Adler und Elche. Sogar Luchse, Wölfe, Braunbären und -Vielfraße gibt's", erzählt Guesthouse-Chefin Even Oouti.

 

Am häufigsten aber sieht man in der weißen Landschaft freilebende Rentiere, die - oft auf der Suche nach Gras - den Kopf samt Riesengeweih tief im Schnee vergraben haben.

Die Rentierzüchter Lapplands sind primär die Samen, eine stolze Minderheit, denen Finnland erst 1995 im Grundgesetz das Recht auf die eigene Sprache und Kultur zuerkannt hatte. Die meisten Samen Finnlands leben in der kleinen Gemeinde Utsjoki direkt am finnisch-norwegischen Grenzfluss Teno, in dem Einheimische und Touristen ganzjährig nach Fischen wie Forellen und Waiblingen angeln.

 

"Der größte Lachs, der hier je ins Netz ging, war etwa 1,50 Meter lang und um die 29 Kilo schwer" erzählt Rentierzüchter Henry Valle mit leuchtenden Augen.  Seine Familie betreibt in Utsjoki eine Rentierzucht. Allein 28 der gehörnten Gesellen stehen auf der Valle-Ranch (www.holidayvillagevalle.fi) , von der verschieden lange Rentier-Safaris angeboten werden. 

 

Henry erzählt: "Es dauert drei vier Jahre, bis die scheuen Tiere bereit sind, sich ein Geschirr anlegen und führen zu lassen - Rentiere sind sehr eigensinnig." Und prompt kommt auf der Rentier-Schlitten-Tour der Beweis: Stur bleiben die Tiere einfach am Berg stehen - erst nach gutem Zureden stapfen sie gemütlich weiter durch den Schnee. 

 

Am lodernden Lagerfeuer in der Grillhütte (Kota) wird Rast gemacht.  Es gibt Rentiergulasch (Poronkäristys),  Stampfkartoffeln (Keitetyt perunat), Pilze (Sienet) und Preiselbeeren (Puolukat). Natürlich wird das finnische Nationalgericht mit Holzlöffeln gereicht.

Tipp: Legen Sie sich in der Kota am Lagerfeuer ein Rentierfell in den Rücken - denn während vorne die Backen glühen, sind die hinten fast am Erfrieren.

 

Eine Rentiersafarie im Schritttempo ist Ihnen zu langsam? Dann könnten Sie sich im Schlitten - dick eingemummelt in Rentierfellen - vom flotten Motorschlitten durch die Weite Lapplands ziehen lassen oder vielleicht sogar selbst fahren? Vielleicht sehen Sie bei der Abendtour sogar Polarlichter. Bei einem Imbiss gibt's leckere Rentier-Bratwurst am Stock am lodernden Feuer.

 

Wer will, kann sich auch mal beim Eisangeln oder beim Schneeschuhlaufen probieren.

"Unsere längste Tour mit dem Motorschlitten dauert zwei Tage bis zum arktischen Meer und ist 370 Kilometer lang. Von da bieten wir auch Angeltouren an", erzählt Motorschlitten-Guide Reim Hekkanen, der mit seiner Familie das "Feriendorf Nuorgam" samt gemütlichen Holzhütten (mit Sauna), Ferienwohnungen und Campingplatz betreibt (nuorgaminlomakeskus.fi ).

Wer selbst mal einen Motorschlitten unterm Hintern haben will, muss zu Guide Tapani Lappalainen im Ort Inari fahren. 21 surrende Maschienchen warten auf Fahrer, die mit Helm und Thermokleidung über den zugefrorenen Inari-See düsen können. Und damit die Hände bei rund minus 29 Grad trotz dicker Handschuhe nicht frieren, hat das Lenkrad des Motorschlittens eine Motorheizung (visitInari.fi).